Tschüß Blogosphäre! Hallo Online-Tagebuch!

Von der Idee „Online-Tagebuch“ habe ich mich mit meinem Blog glaube ich sehr weit entfernt. Zu sehr bin ich zu einem SEO-orientierten B-Blogger mutiert (man möge mir das Fachsimpeln verzeihen). Ich habe viel Zeit damit verbracht, mir Fachwissen für Suchmaschinenoptimierung und Webseitengestaltung an zueignen. Zu verkrampft habe ich versucht meinen Blog in der Blogosphäre zu positionieren. Mit der Umstellung auf die aktuelle WordPress-Version vor ein paar Tagen und die damit verbundene große Sicherung der SQL-Datenbank kam ich ins Grübeln, wohin ich mich mit meinem Blog entwickeln will, beziehungsweise, was der Blog für mich darstellt. Ich habe mich oft dabei ertappt, wie ich die Rankinglisten durchgegangen bin und mich wie ein Kind gefreut habe, wenn ich wieder ein paar Plätze hochgerutscht war. Über Monate führte ich sogar die Top 10 einiger regionaler Seiten an. Nur leider auf Kosten des Content, bzw. zur Verärgerung meiner Stammleser. Natürlich gibt es einen Push von Unique Visitors, wenn man tagesaktuelle Dinge rechtzeitig „mitbloggt“, aber außer kurzfristig ein paar mehr Besucher hatte ich und auch sonst niemand etwas davon.

Ich grübel schon seit Tagen über eine Veränderung nach. Immer mehr verbreitet sich eine regelrechte Unlust, Artikel zu schreiben. Das mein Blog mein Tagesgeschehen mitbestimmt wollte ich auch nie. Ich möchte nicht unter Druck geraten, weil ich abends noch schnell meinen Newsreader nach etwas Verwertbaren durchforste, den Artikel adaptiere, ihn umschreibe oder neu schreibe, nur um diesen schnell online zu stellen. Alles für ein paar Klicks mehr, alles für einen guten Pagerank™. Damit soll Schluss sein.

Als erste Maßnahme verschwindet die Werbung von meinem Blog. Und nicht erschrecken, die 4 Banner beherberge ich „ehrenamtlich“ auf meinem Blog, also bleiben die auch erstmal bestehen. Adsense verschwindet. Die Contentwerbung aus dem Hause Google hat zwar die Ladezeit nie so drastisch erhöht, aber auch nur etwas mehr als die Providerkosten eingebracht. Linklift ist schon vor 2 Monaten verschwunden, wobei der Fixbetrag dort wesentlich effektiver als Adsense war.

Auch soll es in Zukunft keine „ich hab ein tolles Video gesehen, hier bitteschön“-Artikel mehr geben. Dafür gibt es ja Twitter und Facebook. Ein paar Zeilen Text bin ich meinen Lesern schon schuldig. Damit wird ganz sicherlich die Frequenz der Blogpostings sinken. Keine Monate mehr mit über 30 Artikeln.

Ich freue mich allerdings, dass ich für diese „drastische“ Aktion genügend Rückendeckung habe. Nämlich von meinen Stammlesern, die zum Teil kurz vorm Abwandern waren. Wen interessiert auch schon „die SEO-Optimierung von Blogartikeln für ein besseres Ranking“ (außer Bloggern). Wen interessiert irgendein „Funny-Home“-Video, dass von Youtube hier eingebunden wird. Der Leser, der verstärkt im Internet unterwegs ist, kennt diese Clips eh‘ schon. Also weg vom Content für die Masse, hin zum öffentlich einsehbaren Tagebuch. Ob mir dieser Wechsel gelingt, weiß ich jetzt noch nicht. Nur weiß ich ganz sicher, dass mein Blog auf die aktuelle Art keine Bereicherung mehr für mich darstellt. Entweder ich ändere den Stil, oder ich stampfe das Projekt ganz ein. Das würde mich allerdings imens ärgern. Zur Zeit „sterben“ so viele Blogs. Viele auch an irgendwelchen „Sinnkrisen“.

Ich gebe mir für diesen Stilwechsel ein halbes Jahr und ziehe dann Bilanz. Meine Statistik verfolge ich weiterhin mit Google Analytics, alle anderen Blogbuttons und ähnliche Verlinkungen fliegen raus. Ich drück mir die Daumen und hoffe in einem halben Jahr zum Schreiben zurückgefunden zu haben. Sonst heißt es, „so long, and thanks for all the fish„!