Einfahrt in den Hbf Leer
Von der Konsumgeneration zur Mitmachgeneration könnte dieser Artikel auch heissen. Heute bekommt man seine Zeitung nicht einfach nur nach Hause, heute kann man Dank moderner Kommunikationsmittel in gewisser Weise das Erscheinungbild seiner „Zeitung“ mitbestimmen. Natürlich geht es im weitesten Sinne um Nachrichten und deren Verbreitung. Das Web und speziell das Web 2.0 sorgt dafür, dass es immer leichter wird, Informationen zu verbreiten.

Ich blogge ja schon ein paar Jahre und habe mir zwischendurch bestimmt schon öfter etwas gemeinschaftliches für meine Region gewünscht. Nicht selten ertappe ich mich dabei, wie ich bei der Google Suche einen „Alert“ auf Stichworte zu Ostfriesland, Stadt Leer oder sonstige Städte um zu einrichte oder bei der Twittersuche die „Peaks“ aus der Region lese. Es interessiert mich einfach, was um mich herum passiert. Allerdings in anderer Weise, wie es mir morgens in der Zeitung präsentiert wird. Die überregionalen Nachrichten konsumiere ich lieber bei Spiegel Online oder Stern Online, deren Ticker sehr tagesaktuell sind und deren Nachrichtenaufbereitung bzw. Ergänzung durch Bilder und Videos mir sehr gut gefällt. Ferner interessieren mich keine Glückwunsch, bzw. Todesanzeigen. Bleibt für die Tageszeitung also nur der Lokalteil um den Kauf für mich interessant zu machen. Damit hat die Tageszeitung für mich einen sehr geringen Kosten-Nutzen-Koeffizienten.

Umso glücklicher war ich über die Gründung vom LEERBlog.de, einem regionalen Blog deren Autoren meist selbst Bloggererfahrung haben und auch Spaß haben über ihre Region zu schreiben. Initiator und Gründer ist Dr. Timo Kaan, dem die Idee hierzu beim Twittagessen kam, dass ich vor ein paar Monaten veranstaltet habe. Innerhalb kürzester Zeit tummelten sich auch schon die ersten Artikel und der Blog füllte sich mit Leben. Verbunden mit einen gemeinschaftlichen Twitteraccount kamen so auch bereits viele Kurznachrichten, Bilder und Videos in den „Nachrichtenticker“.

Keine Woche später stampfte eine regionale Wochenzeitung ein „ähnliches Konzept“ aus dem Boden. Name: Neue Zeitung zum Mitmachen. Gezielt wurde der Bürger angesprochen und als Bürgerreporter angeworben. Der Wunsch nach Beteiligung zeigte sich schnell. Über 190 aktive Bürgerreporter sind am Projekt bereits beteiligt. Erst habe ich mich etwas gesträubt, weil ich nicht noch ein weiteres Projekt mit meinen Berichten malträtieren wollte. Schließlich tippe ich die ein oder andere Zeile auch noch bei macfriesland.de – dem Blog, in den ich meine Apple-Themen auslagere. Aber ich habe mich hinreißen lassen und muss sagen, dass mir die Tatsache „Bürgerreporter“ zu sein, sehr gefällt.

Mir zeigt das ganz klar, dass sich auch die regionale Medienwelt in einem Wandel befindet. Nur der Leser hinkt hinterher. Die Tatsache, dass ich mir meine „Tageszeitung“ aus verschiedenen RSS-Feeds zusammenstelle und auf verschiedenen Plattformen fast identisch konsumieren kann, heisst noch lange nicht, dass der Durchschnittsleser so seine Zeitung ließt. Aber der Fortschritt geht Richtung Mainstream. Digitale Kiosksysteme werden gerade etabliert, ob auf dem iPad oder anderen Systemen. Schon letztes Jahr wurden um die Weihnachtszeit von Amazon mehr eBooks als reale Bücher verkauft. Zwar tauchen regelmäßig Stimmen auf, die das Buch für tot erklären, dann aber auch wieder verstummen. Und auch jetzt glaube ich nicht daran, das Buch könnte seinen Platz in der Medienwelt verlieren, es wird immer seinen Stellenwert behalten (bedenkt man, dass in einem Buch „gespeicherte“ Informationen wesentlich länger konserviert sind, als auf jedem digitalem Medium).

Foto: Einfahrt in den Hbf Leer von Ossiland bei flickr.com